Ökobilanzen

Umweltleistung der Produkte schwarz auf weiß

Wie umweltfreundlich sind Gabelstapler, Hubwagen & Co.? Kunden von Linde Material Handling, die ihre eigene Umweltleistung bewerten und optimieren möchten, erhalten dafür jetzt belastbare Daten. In einem aufwendigen Prozess hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) eine eigene Ökobilanzmethodik entwickelt, die vom TÜV Rheinland zertifiziert wurde.

Von der Wiege bis zur Bahre

Seit vielen Jahren engagiert sich Linde Material Handling für die Verbesserung der Leistungs- und Umwelteffizienz ihrer Produkte. Um weitere Umweltpotenziale zu erschließen und den Kunden fundierte Entscheidungsmöglichkeiten zu bieten, wurde der gesamte Lebenszyklus der wesentlichen Produktreihen im Detail untersucht – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion jedes Bauteils, die Nutzung durch den Kunden bis zur Verwertung am „Lebensende“ des Produkts, einschließlich der Transportwege und des Ersatzteilservice – von der Wiege bis zu Bahre. Sowohl die Methodik als auch die resultierenden Ökobilanzen für sieben Produkt-Cluster wurden vom TÜV Rheinland geprüft und zertifiziert. Denn es soll bei den bisher untersuchten Bereichen nicht bleiben. Mit einer eigenen, extern begutachteten Methodik kann Linde in Zukunft Produktuntergruppen oder neue Modelle in Eigenregie untersuchen. In der ersten Stufe wurden verbrennungsmotorische Gegengewichtsstapler, elektrische Gegengewichtsstapler, Schubmaststapler, Niederhubwagen, Hochhubwagen, Kommissioniergeräte und Schlepper analysiert. Aus diesen Produktgruppen wurde jeweils ein Referenzmodell herausgesucht und detailliert bewertet – im Regelfall war dies das Fahrzeug mit dem höchsten Verkaufsvolumen in Europa.

Transparente Methodik

Die Ökobilanzmethodik basiert auf den Anforderungen der ISO-Normen 14040 und 14044. Sie gewährleisten den einheitlichen Ansatz und die notwendige Transparenz zur Bewertung der verursachten Umweltwirkungen. Mit der GaBi-Software wird die weltweit etablierte Fachsoftware und Materialdatenbank für Ökobilanzierungen verwendet. Die Bilanzierung erfolgt in vier übergeordneten Schritten: die Definition des Ziels und Untersuchungsrahmens, die Erstellung der Sachbilanz, die Wirkungsabschätzung und die Interpretation der Ergebnisse. Dabei werden in der Sachbilanz alle ein- und ausgehenden Stoff- und Energieströme und entstehenden Emissionen der gesamten Prozesskette erfasst. In der Wirkungsabschätzung werden anschließend alle im Lebenszyklus entstehenden Emissionen den betrachteten Umwelteffekten zugeordnet (Klassifizierung) und anhand ihrer Beiträge in den entsprechenden Wirkungskategorien wie z. B. dem Treibhauspotenzial dargestellt (Charakterisierung).

Die Ergebnisse der Untersuchungen liefern die Grundlage, um Umweltaspekte strategisch in den Entwicklungsprozess zukünftiger Produkte zu integrieren und diese hinsichtlich ihrer Umwelteigenschaften gezielt zu verbessern. Dabei stellt der Ansatz der Lebenszyklusanalyse sicher, dass sich die Optimierung einzelner Systembausteine nicht negativ auf die Gesamtökobilanz auswirken kann.

Die Ergebnisse im Detail

Die folgenden Grafiken bilden fünf ausgewählte Wirkungskategorien ab, die insgesamt ausreichend erforscht sind und für die ökologische Bewertung bei Linde Material Handling als relevant betrachtet werden. Über die einzelnen Produktgruppen hinweg zeigen die Ergebnisse, dass die Nutzungsphase beim Kunden die größte Auswirkung auf die Umwelt hat. Bei elektrisch betriebenen Staplern zeigt sich außerdem, dass die Nutzung und Herstellung des Batteriesystems eine entscheidende Rolle spielt. Ferner wirkt sich die Herstellung eines Flurförderzeugs in nahezu gleichem Maß auf die Umwelt aus wie die Wartung. Transporte und Servicefahrten haben dagegen nur eine geringe Auswirkung. Bei der Verwertung am Ende des Lebenszyklus entstehen ökologische „Gutschriften“ durch das Recycling, vor allem von Metallen, bei E-Fahrzeugen auch der Batterie.

Bei den Elektro- und Verbrennungsstaplern entstehen durchschnittlich 85 % bzw. über 90 % der Umweltauswirkungen in der Nutzungsphase. Auf die anderen Lebenszyklusphasen hingegen entfallen lediglich sehr geringe Werte. Aus diesem Grund liegt das Optimierungspotenzial bei Verbrennungsstaplern vor allem in der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der damit verbundenen Verringerung der Abgasemissionen. Beim Elektro- und Schubmaststapler sowie dem Hochhubwagen sind die Haupttreiber der Stromverbrauch, Verluste im Batteriesystem, Batterieladungsverluste und der Fahrzeugaufbau. Durch ein konsequentes Recycling können bei Elektro-Staplern bis zu 50 % der Umweltwirkungen in der Herstellungsphase ausgeglichen werden.

Bei Niederhubkommissionierern und -wagen sowie dem Deichselschlepper verteilen sich die Umweltauswirkungen im Wesentlichen auf die Herstellungs- und Nutzungsphase. Dabei schwankt der Wert je nach Wirkungskategorien für die Herstellungsphase zwischen 10 % und 32 %. In der Nutzungsphase sinkt der Wert bei keinem Fahrzeugtyp unter 40 %. Der höhere Wert in der Herstellungsphase für den Schlepper, Niederhubkommissionierer und den Niederhubwagen ist durch die Größe der Fahrzeuge bedingt. Sie sind deutlich kleiner und leichter, dadurch verringert sich auch der Energieverbrauch gegenüber den Gegengewichtsstaplern. Aufgrund der hohen Relevanz der Nutzungsphase für Umweltauswirkungen konzentrieren sich die Maßnahmen bei den elektrischen Fahrzeugen auf die Verbesserung des Batteriewirkungsgrades sowie die Verlängerung der Batterielebensdauer.

Diesel- und Treibgas-Stapler (Foto)

Diesel- und Treibgas-Stapler

Top-drei-Treiber

  • Gabelstaplerbetrieb
  • Dieselerzeugung
  • Fahrzeugaufbau

Lebenszyklus (in %)

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Diesel- und Treibgas-Stapler – Lebenszyklus (in %) (Balkendiagramm)
Elektro-Stapler (Foto)

Elektro-Stapler
 

Top-drei-Treiber

  • Stromverbrauch Fahrzeug
  • Verluste Batteriesystem
  • Verluste Ladegerät

Lebenszyklus (in %)

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Elektro-Stapler – Lebenszyklus (in %) (Balkendiagramm)
Schlepper (Foto)

Schlepper

Top-drei-Treiber

  • Stromverbrauch Fahrzeug
  • Verluste Batteriesystem
  • Fahrzeugaufbau

Lebenszyklus (in %)

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Schlepper – Lebenszyklus (in %) (Balkendiagramm)
Niederhubwagen – CiTi truck (Foto)

Niederhubwagen

Top-drei-Treiber

  • Stromverbrauch Fahrzeug
  • Verluste Batteriesystem
  • Lastaufnahmesystem

Lebenszyklus (in %)

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Niederhubwagen – Lebenszyklus (in %) (Balkendiagramm)
TÜV Rheinland zertifiziert – Ökobilanz (ID 0000040909) (Logo)
TÜV Rheinland zertifiziert – LCA Methode (ID 0000040899) (Logo)

1 EP: Eutrophierungspotenzial (kg Phosphat-Äqv.)
2 POCP: Photochemisches Oxidantienbildungspotenzial (kg Ethen-Äqv.)
3 GWP: Treibhauspotenzial (kg CO2-Äqv.)
4 AP: Versauerungspotenzial (kg SO2-Äqv.)
5 PEB: Primärenergiebedarf aus nicht reg. Ressourcen (MJ)

* Verringerung der Umweltauswirkungen durch Produktrecycling. Beim Lkw-Transport ergeben sich die negativen Werte durch Stickstoffmonoxid-Emissionen aus Abgasen. Stickstoffmonoxid besitzt die Fähigkeit, bodennahes Ozon zu binden, und übersteigt in der vorliegenden Darstellung die anderen Emissionen.